Fantastische Reisen in die Zukunft: 2. "Ein Tag in der Zukunft"

2. Ein Tag in der Zukunft

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(von Joachim Größer)

 

Die Reise zurück in die Gegenwart war für Anton wie ein Sprung über einen Strich, wie ein Wimpernschlag - und er sah seinen Bruder. Martin kam mit lachendem Gesicht zu ihm gerannt, und er umarmte sogar den Anton.

„Mannomann, ich dachte schon, du kommst nicht mehr in die Gegenwart zurück!“

„Und ich dachte, du hast die Spirale in die falsche Richtung nachgezogen und bist ins 5. Jahrtausend gekommen. Ich wäre bald hinterher. Kalida sagte mir, dass du zurück in die Gegenwart gegangen bist.“

„Wieso ins 5. Jahrtausend?“, fragte Martin verwundert.

Na, hättest du die Spirale von innen nach außen nachgezogen, wärst du noch einmal 1000 Jahre gereist!“

„Echt, Mannomann, das müssen wir mal ausprobieren!“

„Ja, aber heute nicht! Weißt du, wie lange wir in der anderen Zeit waren?“

„Woher soll ich das wissen“, erwiderte Martin, „du hast doch eine Uhr um.

„Ja und die scheint stehen geblieben zu sein. Bevor wir die Reise angetreten haben, war es 5 Minuten vor 10. Und jetzt ist es 4 Minuten vor 10. Wir waren doch länger als 1 Minute dort. Ich rede mit dir jetzt schon eine Minute.“

„Meinst du, wenn wir solch eine Reise machen, bleibt für uns die Zeit stehen?“

„So etwa, Martin. Das ist mir unerklärlich. Überhaupt ist mir einiges schleierhaft!“

„Also Anton, mir ist komisch vorgekommen, dass die Kalida mit uns reden kann, ohne dass sie spricht.“

„Ja, und dass sie nicht unsere Sprache spricht, aber alles, was wir sagen, auch versteht.“

„Morgen besuchen wir sie wieder und dann muss sie uns das erklären!“

Und Anton ergänzte: „Dann kann sie auch erklären, wieso wir sie verstehen. Denn das ist mir noch unverständlicher!“

Martin holte sein Fahrrad von der alten knorrigen Eiche und betrachtete aufmerksam den Baum. Anton, der zu ihm trat, fragte ihn: „Ist was Besonderes an der Eiche?“

„Ach, ich versuche mir nur einzuprägen, wie der Baum gewachsen ist, wie krumm seine Äste sind. Morgen schau ich mir dann auch die andere Eiche - na ja, die Eiche in der anderen Zeit an.“

Die Brüder radelten gemächlich nach Hause. Allerdings fuhr Anton am nächsten Tag alleine zum Stein. Martin hatte noch nicht alle Hausaufgaben gemacht und das brachte ihm diesen Ärger ein. Alle Beteuerungen, dass er am Nachmittag die Aufgaben sofort nachholen werde, beantwortete die Mutter: „Gestern hast du dasselbe gesagt. Und? - Also? - Nein!“

Diese Aneinanderreihung der Worte kannte Martin, und er wusste, er musste Anton alleine fahren lassen. Aber Anton konnte auch nicht auf Martin warten, hatte er doch Kalida versprochen, zur selben Zeit sie in ihrer Welt zu besuchen.

Er fuhr noch schnell bei den Großeltern vorbei und borgte sich vom Großvater eine alte aber noch funktionierende mechanische Armbanduhr aus.

„Ich brauche eine mechanische Uhr für ein Experiment“, erklärte Anton, als Großvater ihn fragte, wozu er solch alte Uhr, deren Laufwerk mann noch aufziehen musste, brauchte.

Mit zwei Uhren am Armgelenk zog Anton pünktlich 5 Minuten vor 10 die magischen Zeichen nach. Als er dann die Spirale nachzog, dachte er an den weisen Priester Inoui. Doch er sah ihn nicht, er hörte ihn nicht. Anton blickte noch zum Himmel und sah, wie sich Gewitterwolken zusammenbrauten. Er dachte: „Jetzt habe ich den echten Beweis, dass ich in einer anderen Zeit bin.“ Und er schaute nochmals zum Himmel und sah kein Wölkchen den Himmel trüben.

„Ich bin in der anderen Zeit, in der anderen Welt!“

„Ja, das bist du! Aber warum allein? Wo ist Martin?“

Kalida stand keine drei Schritte hinter ihm und lächelte ihm zu.

„Kalida?“ Anton ging auf das Mädchen zu. „Martin musste noch Hausaufgaben nachholen. Deshalb bin ich allein.“

„Was sind Hausaufgaben?“

„Die Aufgaben gibt der Lehrer in der Schule auf und zu Hause müssen diese Aufgaben gemacht werden. Kennst du so etwas nicht?“

„Lehrer kenn ich aus der Vergangenheitskunde. Jetzt heißen sie bei uns Vermittler des Wissens. Ist das dasselbe?“

„Da müsste ich mit dir in die Schule gehen. Geht das?“

„Ich weiß nicht? Wie soll ich dem Vermittler sagen, dass ein Anton aus dem Jahre 2010 zuhören möchte? Ich selbst zweifle ja immer noch, ob du aus dem 3. Jahrtausend kommst, obwohl ich gesehen habe, wie du plötzlich weg warst und heute mit einem Male wieder vor mir standest. Das ist doch mit der Wissenschaft nicht zu erklären?“

„Kalida, das macht der Priester Inoui und die magischen Zeichen auf dem Stein!“

„Was für ein Priester? Magische Zeichen? Glaubst du das wirklich? Im 3. Jahrtausend gab es doch schon eine hoch entwickelte Wissenschaft. Magie gab es doch nur im Mittelalter!“

„Ja, Kalida, was ich jetzt erlebe, ist genauso verrückt. Ich glaube nicht an Magie und doch bin ich da! Wie wäre es, wenn du einfach mit mir mitkommst – ins Jahr 2010?! Ich zeige dir die Vergangenheit und dann weißt du auch, wie diese Magie funktioniert. Einverstanden?“

Kalida zögerte. Dann nickte sie. „Ich werde mit dir kommen, aber nicht heute. Heute möchte ich dir deine Zukunft zeigen!“

„Prima, das habe ich mir gewünscht. Nur sag Kalida, wieso verstehst du meine Sprache? Wieso redest du mit mir, ohne die Lippen zu bewegen? Darüber haben wir uns schon gestern sehr verwundert.“

Kalida erwiderte lächelnd: „Folge mir zur Kugel und du wirst es wissen.“

Sie ging vor Anton den Hügel hinunter. Dort am Feldrand verharrte die Kugel. Kalida hob den Arm und die Kugel öffnete sich. Sie schwebte zu Kalida und die griff in die Kugel und entnahm ihr einen Anzug, einen, wie sie ihn selber trug.

„Zieh ihn über deine Sachen, Anton. Er wird etwas zu groß sein, da es mein zweiter Reserveanzug ist.“

So zog Anton diesen Anzug an. Er war federleicht und schmiegte sich sofort dem Körper an. Als er den Helm aufsetzen wollte, hielt Kalida seine Hand fest.

„Sieh dort die feinen Fäden! Sie zeichnen deine Gehirnströme auf und lenken sie zu mir. So können wir uns mit den Anzügen verständigen. Wenn jetzt ein Wesen aus einer fernen Galaxie zu dir kommt, empfangen diese Sensoren ihre Gehirnströme und wandeln sie in deinem Kopf in deine Sprache um.“ Kalida lächelte und dann lachte sie laut, als sie Antons Gesicht sah.

„Kalida, Wesen aus fremden Galaxien? Wirklich?!“

„Ich hab noch keine gesehen, aber unsere Hochgelehrten wissen, es gibt hoch entwickelte Intelligenz im Universum. Und wenn sie kommen, kannst du mit ihnen reden – so, wie du jetzt, Mensch aus dem Jahre 2010, mit mir, mit Kalida aus dem Jahre 3010 reden kannst.“

„Verrückte Welt!“, brummte Anton.

Und Kalida gab lächelnd zurück: „Alles ist erkennbar und erklärbar. Man muss nur wissen, Anton!“

Und Anton grinste jetzt, als er konterte: „Dann erkläre mir mal, wie ich mit dieser Stein-Magie 1000 Jahre überspringen kann?!“

„Bestimmt gibt es einen Hochgelehrten in den Großen Hallen, der uns dieses Phänomen erklären kann, Anton. Magie ist unwissenschaftlich!“

„Große Hallen?“

„Dort wird die Zukunft erforscht, Anton.“

„Ach, so etwas wie bei uns die Universitäten.“

Kalida nickte zustimmend. Dann bat sie Anton, den Helm aufzusetzen und erklärte: „Ich zeige dir jetzt ein kleines Stückchen deiner Zukunft. Alle deine Fragen werde ich sofort beantworten. Du bist nie in Gefahr, der Anzug schützt dich vor allem, was dir schaden könnte.“

Die Kugel senkte sich zu Boden und Kalida bestieg die Kugel und war sofort für Anton unsichtbar. Er hörte sie nur: „Komm nur, Anton!“

So betrat Anton das Gefährt aus dem 4. Jahrtausend. Es war auch innen als Kugel erkennbar. Er schaute nach draußen und ihm war, als gäbe es keine Sichtbegrenzung. Nur ein ganz kleiner Schleier zeigte ihm die Kugelform an. Und sofort hörte er Kalida: „Das haben die Ingenieure extra so gestaltet. Unsere Sinne müssen wissen, wenn wir in einem Gefährt sind. Du kannst die Kugel sehen und auch ertasten. Und auch Geräusche wurden eingebaut. Sie sollen dir die Geschwindigkeit vermitteln.“

„Heißt das, dass diese Kugel zuerst völlig unsichtbar und geräuschlos losfuhr?“

„Ja, und die Menschen wollten sie nicht benutzen. Die Hochgelehrten fanden auch den Grund dafür. Sie sagten, der Mensch hat in seiner Entwicklung immer Grenzen gesehen – ein Anfang und ein Ende; sie haben immer gefühlt, gerochen, gehört und gesehen. Dies müsse man auch in der Technik berücksichtigen.“

Kalida hatte sich in einen nur angedeuteten Sessel gesetzt, der zweite Sitz war mit einem Anzug belegt, auf den dritten Sitz setzte sich jetzt Anton.

Den fragenden Blick des Antons, als er den Anzug sah, beantwortete Kalida zugleich: „Der Reserveanzug meines kleinen Bruders. Damit er ihn mir für Martin gab, musste ich ihm von euch erzählen. Jetzt will er euch kennenlernen. Hast du was dagegen?“

„Nein, nur schade, dass Martin nicht da ist.“

„Wir können es verschieben?!“

„Nein, nein, das geht schon in Ordnung.“

Und jetzt genoss Anton die Fahrt in einer Kugel, die mit einer sagenhaften Geschwindigkeit knapp über der Erde, d. h. immer entlang eines solchen schwarzen Bandes, wie Anton es neben dem Feld gesehen hatte, entlang brauste. Kam eine andere Kugel ihnen entgegen, so veränderte die entgegenkommende die Höhe und doch niemand lenkte das Gefährt.

„Ich gebe das Ziel mit meinen Gedanken ein und die Technik macht alles andere.“

Ja, Kalida hatte recht, kaum dachte Anton etwas, schon war Kalida zu hören und gab eine Antwort. So erfuhr Anton, dass jeder Bewohner seine eigene Kugel hat. Sie befördert ihn zur Arbeit, zur Schule oder zur Freizeitgestaltung. Geparkt werden die Kugeln in der Höhe direkt an der Wohnung. Jede Kugel hat das modernste Sicherheitssystem, Zusammenstöße sind völlig ausgeschlossen. Der Energieverbrauch ist gering und fast kostenlos, da die Sonnenenergie in den schwarzen Bändern aufgefangen wird und für die Kugeln zur Verfügung steht. Übrigens fand Anton das auch sehr interessant, dass alle Güter, die auf der Erde bewegt werden müssen, in speziellen Transportkugeln über Tausende von Kilometern transportiert werden. Für die großen Kugeln, sie haben ein Durchmesser von 20 bis 50 Metern, gibt es Transportstraßen.

Anton hörte Kalida sagen: „Du möchtest doch diese Transportkugeln sehen?! Wir machen einen Umweg!“

Und an der nächsten Kreuzung zweier Straßen-Bänder verlangsamte die Kugel die rasante Fahrt und ab ging es weiter mit Höchstgeschwindigkeit. Und dann sah Anton diese Transportstraße. Sie war so breit, wie eine achtspurige Autobahn zu Hause. Riesige Kugeln bewegten sich langsam, aneinandergereiht wie auf einer Perlenkette, auf diesem Transportband. Aber nicht nur Kugeln sah er, noch gewaltiger waren die zylinderförmigen Gebilde. Es sah aus, als ob gigantische Luftschiffe auf diesem riesigen Band entlangkriechen.

Und nirgendswo sah Anton Menschen, weder in den Kugeln noch in den „Luftschiffen“, weder am Rande des Transportbandes, noch abseits der Strecken.

Kalida reagierte sofort auf Antons Frage. „Diese Transporte geschehen voll automatisiert. Für diese einfachen Prozesse brauchen wir nicht mehr die menschliche Intelligenz. Menschen werden vor allem dort gebraucht, wo es Neues zu entwickeln gibt.“

„Kalida, ich sehe aber auch keine Dörfer oder gar Städte. Wo wohnen denn die Menschen? Wo arbeiten sie?“

„Wir fliegen zu unserer Wohnung und holen meinen kleinen Bruder ab. Dort wirst du eine Stadt sehen. In ihr wohnen 50 Millionen Menschen. Vor etwa 300 Jahren begann man, die Menschen in solche Megastädte umzusiedeln, denn das ganze Land war völlig zersiedelt. So wurde es mir gelehrt. Nur einige Städte aus der Vergangenheit wurden komplett erhalten. Sie sind heute Museen, aber keine Wohnstätte mehr. Auch einige Fabriken sind als Museen erhalten. Die Menschen arbeiten und lernen heute gleichzeitig. Es sind ober- und unterirdische Hallen, in denen Roboter produzieren. Nur wenige Menschen werden dafür gebraucht.“

„Kalida, wie viele Menschen wohnen denn heute in Deutschland?“

„Deutschland war doch ein Staat? Richtig?“

Und als Anton verwundert nickte, antwortete Kalida: „Es gibt keine Staaten mehr auf der Erde. Es gibt seit 200 Jahren nur noch einen Rat. Es ist der Weltrat, der für uns 10 Milliarden Erdenmenschen da ist. Die klügsten und erfahrensten Frauen und Männer sind in dem Weltrat. Diese Ratgeber sind sehr angesehen. Ach ja, dann gibt es noch den Marsrat und für die eine Millionen Menschen auf dem Mond den Mondrat.“

„Kalida, die Menschen haben den Mars und den Mond besiedelt?!“

„Ja natürlich! Der Mars hat eine eigene Atmosphäre erhalten. Dort leben über 100 Millionen Menschen, die sich jetzt Marsmenschen nennen. Den Mond zu besiedeln war wegen der geringen Größe des Trabanten schon bedeutend schwieriger. Es fehlt die größere Anziehungskraft und auch die Atmosphäre konnte nur in den ausgewiesenen Einrichtungen ein Leben der Menschen gewährleisten.“

„Und welche Sprachen sprechen die Menschen?“

Anton glaubte, Kalidas Verwunderung über diese Frage an ihrer Körperhaltung zu erkennen. So verwunderte es ihn nicht, dass sie sagte: „Sprache? Ich kenne nur eine Sprache – die Weltsprache.“

„Das ist englisch, stimmt’s?!“

„Englisch?“ Kalida überlegte und schüttelte den Kopf. „Ich habe gelernt, dass alle Sprachen der Völker in die Weltsprache eingeflossen sind. Das ist aber schon sehr lange her – ich glaube das geschah vor 500 Jahren. Jetzt sprechen alle Erdmenschen, Marsmenschen und Mondmenschen die gleiche Sprache.“

Anton hatte es die Sprache verschlagen. Er saß neben einem Mädchen aus dem Jahre 3010, flog in einer Kugel in einer rasanten Geschwindigkeit auf einem schwarzen Band entlang und erfuhr Fakten aus der Zukunft, die er sich so nicht vorgestellt hatte. Dass er trotzdem ein lebendiges Wesen aus der Gegenwart war, zeigte sein Bauch an. Er knurrte ganz laut. Erschrocken presste Anton seine Hand auf den Bauch und Kalida fragte verstört: „Anton, was war das?“

„Ach, nur mein knurrender Magen. Ich habe lange nichts mehr gegessen.“

„Wollen wir bei uns zu Hause oder möchtest du in der Gemeinschaft essen?“

Auch wenn Anton nicht wusste, was „in der Gemeinschaft essen“ bedeutet, so entschied er sich für dieses Gemeinschaftsessen, hoffte er doch, dort endlich auch andere Menschen zu sehen.

„Gut, Anton, ich werde die Geschwindigkeit noch einmal erhöhen.“ Und die Kugel startete jetzt richtig durch. Sie schwebte hoch hinauf und ein sehr deutliches Rauschen zeigte hörbar die Geschwindigkeit an. Und dann sah Anton die Stadt, in der Kalida wohnte. Riesige Wolkenkratzer standen aneinandergereiht. Dazwischen gab es große flachere Gebäude, die aber auch noch mindestens 20 Stockwerke hatten. Und dann entdeckte er am Rande dieser Megastadt eine kleine Stadt mit Häusern, wie er sie kannte, mit einem Kirchturm und einem Marktplatz. Es war eine Stadt als Museum.

„Anton, wir fliegen direkt zu unserer Wohnung. Auch wenn wir dicht an die Häuser heranfliegen, es kann dir nichts geschehen.“

Und die Kugel nahm Kurs auf ein solches Riesenhochhaus.

„In unserem Haus wohnen einhunderttausend Menschen. Die Kugel hält direkt an unserer Wohnung und wir können sofort in die Wohnung gehen. Mein Bruder wird schon warten.“

Kori, Kalidas kleiner Bruder, wartete schon lange. Die Kugel schwebte zu einem Fenster. Anton war sich aber nicht sicher, ob das wirklich ein Fenster war. Dort legte die Kugel geräuschlos an, sie öffnete sich und Anton blickte in einen Raum. Mitten im Raum stand ein kleiner Junge mit schmollendem Gesicht. Und Anton hörte seine Stimme.

„Kalida, du hast dir aber Zeit gelassen!“, schimpfte Kori. „Du hattest mir versprochen, sofort mit diesem Anton und dem Martin zu mir zu kommen!“

Kori beäugte Anton. „Ist das der Anton? Der Größere?“

Kalida lächelte entschuldigend. „Ja, Kori, das ist Anton. Martin konnte nicht kommen.“

„Aber, du hast gesagt, Martin wäre mein Gast. Jetzt hast du einen Gast und ich nicht!“

Anton sah, wie verlegen Kalida wurde und versuchte zu helfen: „Ich bin auch dein Gast. Ich heiße Anton, und wie heißt du?“

Kori betrachtete Anton, ehe er antwortete: „Bist du wirklich schon 14 Jahre alt? Du siehst noch so klein aus! Ich bin erst 8 Jahre und bin fast so groß wie du! Woher kommt das?!“

Anton stammelte verlegen: „Das hängt, naja, wohl mit … mit der Entwicklung …“

„Kori, Anton hat großen Hunger. Wir wollen zum Essen in der Gemeinschaft gehen. Willst du mitkommen?“

„Ja, aber vorher soll Anton mein Zimmer sehen. Ich habe extra alles aufgeräumt!“

Und Anton dachte bei sich, kleine Brüder nerven auch noch in 1000 Jahren. Kalida lächelte ihm wohlwollend und dankbar zu und Kori verschwand durch eine breite Tür.

„Kommst du, Anton?!“

So betrat Anton eine Wohnung aus dem Jahr 3010. Nichts erinnerte mehr an Möbel aus seiner Zeit, die Funktionalität bestimmte die Einrichtung. Anton hörte Kalida erklären: „Unser Wohnraum, dort der Schlafraum der Eltern. Hier ist mein Zimmer. Willst du es sehen?“

Anton nickte, doch sofort hörte er Kori: „Kalida, zuerst kommt Anton in mein Zimmer!“

„Geh, Anton“, bat Kalida. „Mein Bruder gibt sonst keine Ruhe.“

Und so betrat Anton das Jungenzimmer. Wenn Kori so stolz darauf war, dass er sein Zimmer aufgeräumt hatte, so konnte sich Anton ausmalen, wie es aussah, wenn es nicht aufgeräumt war. Überall lag noch etwas herum. Es müssen wohl Spielsachen sein. Eine Schrankwand war halb geöffnet und Anton sah ein Chaos im Schrank.

„Sieht es bei dir auch immer so aufgeräumt aus?“, fragte Kori doch allen Ernstes den Anton.

Und Anton nickte jetzt verlegen.

„Hier Anton, mein Lernapparat.“ Kori legte die Hand auf eine Wand und sofort erschien ein Bild. Ein Mann sprach und Anton verstand ihn nicht.

„Du musst den Helm abnehmen, Anton!“ Kori wunderte sich, dass das Anton nicht wusste.

Anton nahm den Helm ab, jetzt hörte er zwar den Mann reden, aber diese Sprache verstand er nicht.

Kori ging zu Anton und setzte ihm den Helm wieder auf.

„Kalida hat doch recht, du kommst aus einer anderen Zeit. Du verstehst ohne den Übersetzer unsere Sprache nicht.“ Kori war mit dem Test zufrieden. Doch dann hatte er noch einen Einfall. „Kannst du mir bei der Lösung der Aufgaben helfen?“

Wieder legte Kori die Hand auf die Wand und erneut flammte matt die Wand auf. Gleichungen erschienen und Anton starrte darauf und erstarrte vor Ehrfurcht.

„Das kann ich nicht rechnen. Ich geh doch noch zur Schule.“

„Och, bist du dumm. Das sind doch Aufgaben für Anfänger. Mein Vater, der …“

Kalida war in den Raum getreten und hatte die letzten Sätze gehört. „Kori, Anton ist nicht dumm! Du bist dumm, denn du beachtest nicht, dass unser Gast aus dem 3. Jahrtausend kommt und in welchem leben wir?! Also beleidige nicht meinen Gast!“

Anton konnte sehen, wie Kori knallrot wurde und er hörte: „Das habe ich nicht bedacht, Anton. Ich bin sehr dumm!“

Aber Kori wäre nicht Kori und ein 8-jähriger Junge, wenn er sich jetzt zurückziehen würde.

Für Kalida war dies allerdings das Zeichen zum Aufbruch. „Mein Gast hat Hunger und er möchte in der Gemeinschaft essen. Entweder du kommst mit und verhältst dich unserem Gast gegenüber, wie es sich gehört, oder …“

„Ich komme mit! Ich komme mit!“, antwortete Kori schnell. „Und Anton, entschuldige, du bist nicht dumm! Ich bin es!“

Und schon stand Kori angezogen in seinem Anzug vor den beiden Großen und mahnte: „Hatte Anton nicht Hunger?!“

Der Flug zum Restaurant verlief reibungslos. Kori hielt jetzt den Mund und Kalida erklärte die Funktionen der einzelnen Gebäude, zwischen denen die Kugel mit gedrosselter Leistung hindurchflog. In Antons Erinnerung ist allerdings nur geblieben, dass diese Stadt wirklich eine Megastadt war. Gebäude, Gebäude, Gebäude!

„Kalida, wo sind die Bäume, das Gras, die Blumen und vor allem die Menschen? Ich sehe immer nur Steine, Glas und Stahl!“

„Warte, wir gehen nach unten. Dann muss ich aber die Kugel ganz langsam fliegen lassen.“

Und die Kugel senkte sich ab und setzte auf einem schmalen schwarzen Straßenband auf.

„Jetzt machen wir eine Stadtrundfahrt!“, rief Kori erfreut. „Die habe ich mir schon lange mal wieder gewünscht!“

Schon beim nächsten Halt wusste Anton, warum Kori sich diese Stadtrundfahrt gewünscht hatte. Das Straßenband führte mitten durch einen Zoo hindurch. Alle Tiere dieser Erde konnte man von der Kugel aus bewundern. Da die Kugel im „Schneckentempo“ dem Band entlang sich bewegte, hatte Kori genug Zeit, Löwen, Elefanten, Giraffen, Bären, Wölfe und all die anderen großen Tiere zu bestaunen.

Der Zoo war riesengroß. Savannen, tropischer Regenwald, Wüsten und Halbwüsten, Mischwälder der gemäßigten Zone, ja selbst Eisflächen mit Eisbären, Schneehühnern und Polarfüchsen konnte Anton ausmachen.

„Kalida, wie funktioniert das: tropischer Urwald neben einer Eisfläche?“

„Die Bereiche sind untereinander abgetrennt, für unser Auge unsichtbar. Und das Wetter für die einzelnen Gebiete machen die …, machen die Wettermaschinen! Weißt du, was ich meine?“

„Können eure Wissenschaftler das Wetter machen?“

„Klar, Anton!“ Kori meldete sich. „Bei uns wird für jeden Ort auf der Erde das eigene Wetter gemacht. Meine Mama arbeitet in solcher Wetterzentrale. Da müsstest du mal mitkommen, da würdest du staunen. Neulich durfte ich …“

„Kori, das interessiert den Anton jetzt wenig. Ich zeige Anton noch den Freizeitpark.“

In diesem Moment machte sich Antons Bauch wieder laut bemerkbar. Erschrocken schaute Kori zu Anton: „Kann dein Bauch mit dir reden?“

„Kori!!!“ Kalida schüttelte energisch mit dem Kopf.

Anton grinste, als er antworte: „Na ja, wenn er so laut knurrt, sagt er mir: ‚Ich habe Hunger! Ich will essen! Ja, du hast schon recht, mein Bauch redet mit mir!“

Kalida hatte in ihren Anzug gegriffen und gab Anton ein schmales Blättchen. „Iss das erst einmal. Es stillt dein Hungergefühl.“

„He Kalida, du gibst Anton von deinem Notproviant?! Soll ich ihm auch was geben?“

„Nein, das Stück reicht für einen Tag.“

Anton schaute auf das schmale Blättchen, das farblos und nach nichts aussah. „Einen Tag?!“

„Ja, es ist ein Hochkonzentrat. Iss es nur, es wird dir schmecken!“

Und so biss Anton in das Blättchen und er musste Kalida recht geben, es schmeckte. Es schmeckte nach Honig, nach Bratwurst, nach Vanille, nach Zwiebel, eigentlich nach allem, was Anton kannte.

Kalida lächelte. Sie beobachtete Anton, wie er genüsslich auf dem Blättchen herumkaute. „Du schmeckst das, was du schmecken willst. Wenn du nur an Erdbeeren denkst, schmeckt es nach Erdbeeren. Probier es mal aus!“

Und Anton hatte ab sofort nur noch einen Erdbeergeschmack im Mund. „Toll, was ihr alles habt?!“

„Dafür sind wir auch 1000 Jahre älter als du“, erwiderte Kori und schaute gelangweilt in den großen Park. Dort spazierten Menschen, Kinder spielten auf der Wiese, andere ließen drachenähnliche Gebilde in dem leichten Windhauch aufsteigen.

„Kalida, kannst du nicht die Geschwindigkeit erhöhen, das ist doch langweilig“, murrte Kori.

Und Anton bemerkte, wie die Kugel etwas schneller durch den Park sich bewegte. „Schneller darf ich nicht“, entgegnete sie, als Kori nochmals maulte: „So langsam!“

„Die Kugel darf in den Wohneinheiten nur im Notfall schnell bewegt werden und dein Bauch ist doch kein Notfall – oder?“ Kalida lächelte.

„Sag ja, Anton“, schrie Kori. „Dann kannst du mal sehen, welche Farbe die Kugel annimmt und wie schnell sie wirklich fliegen kann!“

„Und dann kann Anton ein Krankenhaus kennenlernen und er wird von zehn Ärzten und doppelt so vielen Medizinmaschinen untersucht und dann fragen ihn die Ärzte natürlich in unserer Sprache und Anton antwortet dann auf … Anton, welche Sprache sprichst du eigentlich?“

Und als Anton geantwortet hatte, setzte Kalida ihren Satz fort: „Anton antwortet auf Deutsch. Und die Ärzte verstehen ihn nicht und sie denken, es ist ein Außerirdischer und informieren den Hohen Wissenschaftsrat und dann kommt Anton in die Großen Hallen und Tausende kluge Leute wollen von Anton wissen: ‚Von welcher Galaxie kommst du? Wo ist dein Raumschiff? Wie lange bist du schon auf der Erde?‘ Und Anton antwortet wahrheitsgemäß: ‚Ich bin seit 1014 Jahren auf der Erde!‘ Soll ich weiterreden?“

„Nein, lass mich!“, rief Kori lachend. „Und die Ärzte untersuchen ihn nochmals und immer wieder und dann kommt Anton in die Psych… Psych… Hilf mir doch mal!“

„Psychiatrie“, antworte Anton feixend für Kalida. „Die gibt es auch auf meiner Erde, in meiner Zeit.“

„Und deshalb fliegen wir jetzt ganz schnell zum Gemeinschaftsessen!“ Kalida lenkte die Kugel in die Höhe und erhöhte, als die Kugel 100 Metern über den Boden schwebte, die Geschwindigkeit. Wenige Minuten später senkte sich die Kugel herab und hielt an einer Andockstation. Dort waren schon Hunderte oder waren es gar Tausende solcher Kugeln angedockt und das Ganze sah aus, als ob eine Riesenbiene ihre Waben gebaut hätte. Die Kugel öffnete sich und Kalida bat Anton, den Anzug abzulegen. „Zum Gemeinschaftsessen gehen wir immer ohne Anzug“, erklärte sie. Als dann Anton in seiner Kleidung des 21. Jahrhunderts vor ihr stand, beäugte ihn Kalida. „Hoffentlich fragt dich keiner wegen deiner Kleidung“, meinte sie.

Kori grinste: „Ist nicht so schlimm Anton. Du sagst einfach, du kommst aus der Psych…, na du weißt schon woher!“

„Spricht dich einer an“, meinte Kalida, „so antworte nicht. Wir verstehen uns ja nicht ohne den Übersetzer. Und die Helme bleiben auch hier.“ Kalida nahm ihren Helm ab und Anton sah zum ersten Mal ihr langes Haar, dass als Zopf geflochten, ihr über die linke Schulter hängte.

Anton wollte auch den Helm absetzen, als Kori ihm den Arm festhielt. „Warte, Anton! Wenn du den Helm abgesetzt hast, dann sprich mal in deiner Sprache. Ich bin neugierig, ob ich was verstehe!“ Anton nickte und nahm den Helm ab. Kori schaute ihn an und nickte. Anton redete jetzt auf Deutsch und Kori strahlte, setzte den Helm nochmals auf und Anton hörte ihn: „Hast du die Worte Erde, Haus und Bruder verwendet?“

Als Anton zustimmend nickte, hörte er Kori sagen: „He, he Kalida, ich verstehe deutsch!“

Doch seine große Schwester hatte mehr Augen für Antons Kleidung als für Kori.

Dann nahm sie einfach Anton an die Hand und zog ihn nach vorn. Jetzt standen sie auf einem Laufband und wurden in eine riesengroße Halle gebracht. Bäume, Blumen, Gras und dazwischen viele Tische und Stühle. Menschen standen oder saßen an den Tischen. Auch wenn Anton nichts verstand, dass die Menschen sich angeregt unterhielten, war für ihn sichtbar. Er übersetzte für sich den Begriff „Gemeinschaftsessen“ mit Essen in Gesellschaft. Das Essen bildete nur den Rahmen für Gespräche der Menschen. Er beobachtete, dass Menschen zu anderen gingen und diese ansprachen und dann redeten sie miteinander. Und es dauerte nicht lange, dass Kalida und Kori angesprochen wurden und Anton konnte sehr bald an der Mimik der Menschen erkennen, dass es um seine Kleidung ging. Es war wohl doch kein guter Einfall, das Gemeinschaftsessen gewählt zu haben.

Kalida verabschiedete die Fremden und sie zog Anton zu einem freien Tisch. Kaum dass sie saßen, brachte ihnen ein Ober, nein es war kein Mensch, es war ein Roboter mit menschlichem Aussehen, auf einem großen Tablett das Essen. Was Anton dort auf dem spiegelndem Tablett sah, sah wirklich köstlich aus. Nur, wie aß man all die Leckereien. Anton beschloss, abzuwarten und schielte zu Kalida. Und so wie Kalida sich vom Tablett Essen nahm, nahm sich auch Anton. Zum Glück sah das Besteck noch genauso aus, wie vor tausend Jahren – nur schärfer war das Messer. Zu scharf! Anton zerschnitt eine Pastete, wie er es bei Kalida gesehen hatte, und mit einem Male zerfiel sein Teller in zwei Hälften.

Kori machte große staunende Augen und wollte es sofort dem Anton nachtun. Doch da kam schon ein Roboter-Ober und wechselte das komplette Essen samt Geschirr und Besteck aus. Nur irgendwie hatte jetzt Anton keinen Appetit mehr. Er schaute zur Uhr und erstarrte. Die mechanische Uhr vom Opa zeigte an, dass er schon acht Stunden in der anderen Zeit war. Es war also bereits später Nachmittag. Seine Armbanduhr zeigte immer noch 5 Minuten vor 10.

Kalida hatte Antons Blick auf die Uhr bemerkt und konnte auch seinen Gesichtsausdruck deuten.

„Du willst zurück?“, fragte Kalida.

Auch wenn Anton Kalida nicht verstand, Kalidas Haltung und Mimik waren eindeutig. „Ja“, nickte er, „nach Hause!“

Wenige Augenblicke später saßen sie wieder in der Kugel. Kori musste sich entscheiden, ob er nach Hause oder mit zum Stein fliegen wollte. Und Kori flog natürlich mit zum Stein. Kalida ließ die Kugel jetzt in die Höhe aufsteigen und Kori erklärte: „Jetzt nutzt die Kugel die Energie, die sie vorher auf dem Band aufgenommen hatte. Wenn wir dann zurückfliegen, müssen wir wieder ganz langsam über dem Band gleiten.“

Kaum hatte Kori dem Anton etwas erläutert, als er auch schon erneut dem Gast aus dem Jahre 2010 etwas Neues erklären musste. Allerdings bei einem Problem scheiterte er. So hatte Anton überlegt, dass sie doch einfach die Halle verlassen hatten, ohne für das Essen zu bezahlen. Kori konnte mit dem Begriff „Geld“ nichts anfangen. Und so forderte er Kalida auf, dem Anton seine Frage zu beantworten.

„Kalida, du hast dir doch die halbe Nacht die Vergangenheit angeguckt. Du musst doch wissen, was Geld ist!“

Kalida warf ihrem kleinen Bruder einen bösen Blick zu. Anton „übersetzte“ für sich diesen Blick mit „alte Petze!“. Aber dann erhielt Anton eine ausführliche Antwort. So staunte er nicht schlecht, als er erfuhr, dass es schon lange kein Geld mehr gibt. Jeder Mensch erhält Nahrung, Kleidung, Wohnung, medizinische Versorgung, Heizung, fliegende Kugeln usw. usf. – alles ohne Geld.

„Und arbeiten denn dann die Menschen? Wie wird die Arbeit bezahlt? Das verstehe ich nicht, Kalida!“

„Jeder Mensch arbeitet ab dem 20. Lebensjahr. Vorher wird er ausgebildet. Du würdest das als Schule bezeichnen. Aber auch später lernt er weiter - neben seiner Arbeit. Festgelegt ist, dass jeder Mensch auf der Erde 10 Stunden arbeiten muss.“

„Kalida, 10 Stunden am Tag? Das ist ja …!“

„Nein, 10 Stunden in der Woche! Aber daran hält sich aber kaum einer. Ist die Arbeit wichtig und knifflig, dann können es auch 70 oder gar 80 Stunden in der Woche werden. Allerdings muss dann der Arbeitswütende sich vor einem Gremium verantworten. Mein Vater hatte einmal eine solche Phase, er arbeitet als Physiker und war einem Phänomen auf der Spur. Wir haben ihn einen Monat lang nicht gesehen. Er wurde von diesem Gremium bestraft und musste mit unserer ganzen Familie zum Mars fliegen. Ein halbes Jahr lebten wir auf dem Mars.“

„Tolle Strafe!“ Anton war sprachlos.

„Ich habe mir in der Nacht alte Filme aus deiner Zeit angesehen, Anton. Ich weiß, dass das für dich schwer zu verstehen ist. Aber für uns ist die Arbeit kein Muss sondern eine Erfüllung. Die Arbeit gehört zum Leben - wie das Essen, das Schlafen, das Lernen. Keiner will bei uns ohne Arbeit auskommen. Arbeit ist für uns sehr wichtig und jede Arbeit wird gern getan.“

Über diese Antwort grübelte Anton noch lange, auch noch, als er längst wieder in seiner Zeit, im Jahr 2010 angekommen war.

Der Flug zum magischen Stein ging schnell vonstatten. Doch bevor Anton die Kugel verließ, fragte Kalida noch: „Kommst du wieder, Anton?“

„Ja, bestimmt. Es geht aber nur am Wochenende.“

„Was ist ein Wochenende?“, fragte Kori.

„Sonnabend und Sonntag.“

„Was ist Sonnabend und Sonntag, Anton?“

„Kori, an diesen Tagen ist keine Schule und meine Eltern müssen nicht zur Arbeit.“

„Ach so! Ist morgen Wochenende?“

„Nein Kori, ich komme in sechs Tagen wieder – dann ist Sonnabend.“

„Gut, Anton! Bringst du dann meinen Gast mit, deinen kleinen Bruder?“

„Bestimmt Kori, er wird sich schon drauf freuen.“

Kalida und Kori begleiteten Anton noch bis zum Stein. Und auch hier hatte Kori noch eine Menge Fragen, die aber Kalida nicht mehr zuließ. „Kori, Anton muss jetzt zurück in seine Zeit. In sechs Tagen holen wir Anton und Martin hier wieder ab. Jetzt verabschieden wir uns.“

Und Kalida und Kori hoben ihre rechte Hand zum Abschiedsgruß. Anton zog die magischen Zeichen nach und war wieder in seiner Zeit. Was er nicht mehr sah, war, dass Kori, kaum dass Anton verschwunden war, zum Stein lief und die Zeichen nachziehen wollte. Kalida zog ihn zurück, ehe seine Finger die Spirale berühren konnten.

Anton, zurück in seiner Zeit – im Jahre 2010, wurde von einem mächtigen Donnerschlag erschreckt. Der Blick ging zum Himmel. Schwarze Wolken verdunkelten den Tag, Blitze zuckten und der Donner grollte. Antons Blick auf die Uhren bestätigte seine Annahme: Die mechanische Uhr vom Opa zeigte 18 Uhr 25 Minuten an, seine elektronische Funkuhr 4 Minuten vor 10.

Als es dann zu gießen begann, suchte er sich einen Unterschlupf, um wenigstens halbwegs trocken zu bleiben. Und seine Gedanken kreisten immer wieder - während er unter einer dichten Hecke hockte - um die Zeit: „Heute bin ich 8 Stunden und 30 Minuten älter geworden, ohne aber älter geworden zu sein. Wenn ich also häufig in die andere Zeit wechselte, werde ich älter, ohne älter zu werden. Dann könnte ich 18 Jahre alt sein, bin aber eigentlich schon fast 19 Jahre alt? Verrückt! Ob mir Inoui das erklären kann?“

Aber kein Priester tauchte auf, der ihm diese Frage beantworten konnte.

 

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